Evolutionäre Diversifikation und Innovation:
Dr. Nathalie Feiner wird neue Forschungsgruppenleiterin am Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie
Seit 1. Juni 2024 ist Dr. Nathalie Feiner Leiterin der ersten Lise-Meitner-Gruppe am Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie. Mit ihrer Forschungsgruppe für Evolutionäre Diversifikation und Innovation tritt Dr. Feiner ihre Position an, um neue Forschungsansätze in der Evolution und Entwicklungsbiologie zu verfolgen.
Die Vielfalt des Lebens auf der Erde ist enorm, doch es bestehen große Unterschiede in der Kapazität von Organismen, neue Vielfalt hervorzubringen. Nathalie Feiner und ihr Team widmen sich der Erforschung der Mechanismen, die biologische Systeme für die Evolution zugänglich machen. Ihr integrativer Ansatz nutzt Echsen als Modellsystem, um die Entwicklungsregeln zu entschlüsseln, die der evolutionären Diversifizierung sowie der Entstehung neuer Farben, Muster und Formen zugrunde liegen.
Dr. Feiner bringt einen reichen Hintergrund in Evolutions- und Entwicklungsbiologie mit und hat umfassend an verschiedenen Wirbeltiermodellen geforscht. Nach ihrer Promotion zur vergleichenden Genomik an der Universität Konstanz erforschte sie als Postdoktor an der Universität Oxford verschiedene Aspekte der Evolutionsbiologie und entdeckte Echsen als passendes Modellsystem. Sie gab unter anderem Antworten auf klassische Fragen der Evolution, zum Beispiel inwieweit Charakteristiken von Genomen die adaptive Radiation der Anolis-Echsen erklären können, und inwieweit plastische Reaktionen auf die Umwelt die Evolution beeinflussen. Ihre Projekte integrierten ökologische, entwicklungsbiologische und phylogenetische Aspekte, um die evolutionäre Geschichte dieser Gattung umfassend zu verstehen.
Zuletzt war Dr. Feiner Forscherin an der schwedischen Universität in Lund, wo sie ihre Forschung über die evolutionäre Diversifizierung auf Eidechsen im Mittelmeerraum ausweitete. Besonders interessiert sie sich für das Zusammenspiel von Entwicklungsprozessen und Evolution – wie ontogenetische Faktoren die Evolution beeinflussen können und wie stark dieser Einfluss ist.
Aktuelle Forschungsprojekte von Dr. Feiner
Am Max-Planck-Institut in Plön wird die Lise-Meitner-Gruppe unter der Leitung von Dr. Feiner vor allem eine Frage verfolgen: Was gibt Organismen die Fähigkeit sich weiterzuentwickeln, und warum gibt es so große Unterschiede in dieser Fähigkeit. Ein spezielles Augenmerk der Forschung wird auf entwicklungsbiologischen Prozessen liegen, welche der Schlüssel sind um die Entstehung neuer Merkmale zu verstehen. Eidechsen der Gattung Podarcis, die im Mittelmeerraum verbreitet sind, haben schon Naturalisten im späten 19. Jahrhundert fasziniert, und ihre enorme Vielfalt war über Jahrzehnte hinweg eine Herausforderung für die Klassifizierung. Heute bietet dieses „Chaos der Variation“ der Lise-Meitner-Gruppe eine exzellente Möglichkeit um die evolutionäre Diversifizierung und Entstehung neuer Merkmale zu verstehen.
Dr. Feiner bringt nicht nur ihre herausragende wissenschaftliche Expertise, sondern auch ihr Engagement für die Förderung der nächsten Generation von Wissenschaftlerinnen mit. Ihr innovativer Ansatz und ihre Leidenschaft für die Evolutionsbiologie machen sie zu einer wertvollen Bereicherung für das Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie. Nach fast zehn Jahren in Schweden freut sich die gebürtige Regensburgerin wieder auf ein Leben in Deutschland: „Mit der fantastischen Seenlandschaft wirkt Plön fast wie ein Stück Schweden, und ich fühle mich hier schon ganz zu Hause“.
Über das Lise Meitner Excellence Programm
Das Lise Meitner Excellence Programm der Max-Planck-Gesellschaft wurde ins Leben gerufen, um hochbegabten jungen Wissenschaftlerinnen, die ihre Promotion vor nicht mehr als neun Jahren abgeschlossen haben, außergewöhnliche Karrieremöglichkeiten zu bieten. Das Programm zielt darauf ab, die Anzahl von Wissenschaftlerinnen in Führungspositionen zu erhöhen und die bestehende Unterrepräsentation von Frauen auf der W2-Karrierestufe zu verringern. Bewerbungen von Frauen werden im Rahmen des rechtlich Zulässigen bevorzugt behandelt, wobei jedoch qualifikationsbezogene Gründe stets Vorrang haben.