Auszeichnung für Evolutionsbiologen Diethard Tautz

Dem Direktor des Max-Planck-Instituts für Evolutionsbiologie in Plön wird die Karl-Ritter-von-Frisch-Medaille verliehen

16. September 2016
Das Max-Planck-Institut in Plön freut sich für seinen Direktor, den Evolutionsbiologen, Molekulargenetiker und Entwicklungsbiologen Prof. Dr. Diethard Tautz, der mit der Karl-Ritter-von-Frisch-Medaille ausgezeichnet wird. Dieser Preis ist der bedeutendste Wissenschaftspreis der Zoologie im deutschsprachigen Raum. Er wird alle zwei Jahre von der Deutschen Zoologischen Gesellschaft (DZG) für herausragende wissenschaftliche Lebenswerke verliehen und ist mit 10 000,- € dotiert.

Diethard Tautz erhält den Preis für seine breiten Forschungsinteressen im Bereich molekularer Evolution, Entwicklungsbiologie und vergleichender Genomforschung. Bereits in seiner Doktorabeit gelang es ihm durch innovative Ansätze eine neue Klasse informativer Abfolgen in Sequenzen zu charakterisieren („simple sequence repeats“; Mikrosatelliten). Diese Entdeckung wurde später patentiert und ist bis heute Standardmethode für genetische Untersuchungen (genetischer Fingerabdruck) sowie in der Populationsgenetik. In seiner PostDoc Zeit entwickelte er eine Methode für die Analyse von räumlich-zeitlicher Genexpression in Embryonen, ein Verfahren, das sich ebenfalls als Standard etablierte. Seine Forschungen zur Evolution von Segmentierungsprozessen bei Modellorganismen (Drosophila und Tribolium) führten zur Disziplin der „evolutionären Entwicklungsbiologie“ (EvoDevo), deren Mitbegründer er ist. Mit diesem Hintergrund an Wissen wandte er sich weiteren Forschungsbereichen zu, wie Populationsgenetik, molekulare Phylogenien und der Entstehung von Arten. So war er der erste, dem es gelang, die enge Verwandtschaft zwischen Krebstieren und Insekten in der Phylogenie der Arthropoden aufzuzeigen. Themen wie sympatrische Speziation bei Cichliden interessierten ihn ebenso, wie die Hybridspeziation bei Koppen, einer anderen Fischgattung. In Köln führten seine Arbeiten zur vergleichenden Genomforschung dann zur Entdeckung, dass neue Gene aus nicht-kodierenden Sequenzen evolvieren können. Sein derzeitiger Forschungsschwerpunkt liegt darin, zu verstehen, wie Anpassungen an neue Umweltbedingungen genetisch gesteuert werden und sich in natürlichen Systemen langfristig in Artengenpools implementieren. Sein Modellsystem hierfür sind Populationen und Unterarten der Hausmaus (Mus musculus).

Diethard Tautz studierte Biologie in Frankfurt a. Main und Tübingen (1976-1981). Als Doktorand von Manfred Renz arbeitete er am MPI Tübingen und EMBL Heidelberg. Nach der Promotion (1983) wechselte er als PostDoc zunächst zu Gabriel Dover ans Department of Genetics Cambridge (UK, 1983-1985) und später zu Herbert Jäckle ans MPI für Entwicklungsbiologie Tübingen (1985-1988). Es folgte die Habilitation in Molekularbiologie in Tübingen (1988) und bald danach ein Wechsel an das Institut für Genetik der LMU München, wo er von 1988-1990 als Gruppenleiter arbeitete. Nach kurzer Zeit wurde er zum C3-Professor ans Zoologische Institut der LMU München berufen. Dort forschte er von 1991-1998 bis er einen Ruf auf eine C4-Professur an das Institut für Genetik an der Universität zu Köln erhielt (1998-2007). Seit 2007 ist er Direktor am Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie in Plön und zugleich Honorarprofessor an der Universität zu Kiel.

Zahlreiche wissenschaftliche Auszeichnungen wurden Diethard Tautz für seine herausragenden Forschungsleitungen verliehen, darunter der Philip Morris Forschungspreis für die Entwicklung des genetischen Fingerabdrucks (1995) oder der De Snoo - van 't Hoogerhuys Preis für die Arbeiten zur Evolution von Entwicklungsprozessen (1998). Zuletzt erhielt er Forschungsgelder des Europäischen Forschungsrats (ERC) für seine weiterführende Wissenschaft zum Thema „De-novo Evolution von Genen“.                                                                

DZG/KM

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