Öffentlicher Abendvortrag: Die Mathematik der Kooperation
Öffentlicher Abendvortrag am 04. Februar im Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie
Dr. Christian Hilbe erklärt, wie sich soziale Verhaltensweisen und ethische Normen entwickeln und wie man diese modellhaft darstellen kann.
Der Plöner Evolutionsbiologe Dr. Christian Hilbe führt die Abendvorträge im neuen Jahr fort und wird darüber sprechen, wie sich die Evolution der Kooperation in mathematischen Modellen erfassen lässt und wie sich damit das soziale Verhalten innerhalb einer Gruppe oder Bevölkerung beschreiben lässt.
Der Vortrag findet am 04.02.2020 wie gewohnt um 19 Uhr im Hörsaal des Max-Planck-Instituts für Evolutionsbiologie in Plön statt. Er ist der dritte Teil der aktuellen wintermonatlichen Vortragsreihe, in der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Forschung des Institutes an wichtigen evolutionsbiologischen Themen erklären. Diese Veranstaltungen richten sich an alle interessierten Personen, Fachwissen wird nicht vorausgesetzt.
Evolutionstheorie: egoistisches oder kooperatives Verhalten?
Den Satz „Unsere Gesellschaft wird immer egoistischer“ oder das Wort „Ellenbogen-Gesellschaft“ hat jede und jeder sicher schon etliche Male gehört. Viele meinen, dass die meisten Menschen in unserer Gesellschaft heutzutage versuchen, ihren eigenen Vorteil auf Kosten anderer auszuschöpfen. Die Evolution wählt normalerweise nach Erfolg aus und beseitigt Schwächen konsequent. Da scheint es nur natürlich, dass sich egoistische Individuen durchsetzen, die sich selbst helfen und nicht anderen. Dennoch zeigen viele Arten, insbesondere auch der Mensch, kooperatives Verhalten. Immer wieder hören wir von Heldentaten, in denen Menschen uneigennützig oder selbstlos handeln und anderen helfen. Wie passt das zusammen? Wie entsteht Kooperation in einer Welt der Egoisten? Das ist eine Frage, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schon lange beschäftigt.
Die Evolutionstheorie erklärt nicht nur, wie sich Spezies entwickeln, sondern auch wie sich soziale Verhaltensweisen und ethische Normen in einer Bevölkerung ausbreiten. Um herauszufinden, unter welchen Bedingungen Kooperation entsteht, bedienen sich die Forschenden oft strategischer Spiele und mathematischer Modelle. Mithilfe dieser Modelle wird versucht, biologische Prozesse oder Verhaltensweisen durch präzise formulierte Gleichungen und Computersimulationen besser zu verstehen. Hierbei werden vereinfacht nur die wichtigsten Faktoren eines Systems berücksichtigt. Das Ziel ist dennoch, allgemeine Aussagen treffen zu können.
In seinem Vortrag wird Christian Hilbe erläutern, wie sich Kooperation mathematisch beschreiben lässt, wie Kooperation und soziale Ungleichheit zusammenhängen und wie die Vorhersagen eines Modells experimentell überprüft werden können.
Forschungsinhalte
Christian Hilbe ist Leiter der neuen unabhängigen Forschungsgruppe für „Dynamik von sozialem Verhalten“. Die im Aufbau befindliche Gruppe untersucht, unter welchen Bedingungen Kooperation entsteht. Hierzu werden soziale Interaktionen in besagte Modelle übersetzt und durch Computersimulationen oder Verhaltensexperimente analysiert.
Christian Hilbe hat erst kürzlich einen Starting Grant des ERC erhalten, der es ihm und seinem zukünftigen Team in den nächsten fünf Jahren ermöglichen wird, seinen exzellent eingestuften Projektideen nachgehen zu können. Die sehr kompetitive Startförderung des Europäischen Forschungsrates geht jährlich an herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in ganz Europa.
nächste Veranstaltung der Vortragsreihe
Im Rahmen dieser Vortragsreihe ist eine weitere Veranstaltung geplant: Am 03.03.2020 wird Dr. Frederic Bertels das „Leben auf kleinstem Raum - Das Bakteriengenom als Lebensraum für Nanolebewesen" geben.
KM