Öffentlicher Abendvortrag:
Leben auf kleinstem Raum –
Das Bakteriengenom als Lebensraum für Nanolebewesen
Öffentlicher Abendvortrag am 03. März im Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie
Dr. Frederic Bertels berichtet über seine Forschung an Nanolebewesen, die im Genom von Bakterien leben.
Der Plöner Evolutionsbiologe Dr. Frederic Bertels hält den letzten Vortrag dieser Vortragsreihe. Er wird darüber sprechen, was Nanolebewesen sind und was es bedeutet im Genom von Bakterien zu leben.
Der Vortrag findet am 03.03.2020 wie gewohnt um 19 Uhr im Hörsaal des Max-Planck-Instituts für Evolutionsbiologie in Plön statt. Er ist der vierte und somit letzte Teil der aktuellen wintermonatlichen Vortragsreihe, in der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Forschung des Institutes an wichtigen evolutionsbiologischen Themen erklären. Diese Veranstaltungen richten sich an alle interessierten Personen, Fachwissen wird nicht vorausgesetzt.
Lebensräume der Bakterien
Bakterien sind winzige Zellen, die unterschiedlichste Lebensräume erobert haben. Sie spielen am und im menschlichen Körper eine große Rolle. Bakteriengemeinschaften, die in Symbiose mit dem Menschen leben, werden „Mikrobiom“ genannt. Es leben eine Vielzahl von Bakterien in unserem Darm oder auf unserer Haut und bestimmen so die gesunde Darm- oder Hautflora. Andere Bakterien verursachen jedoch Infektionskrankheiten und sind daher Krankheitserreger.
Bakterien wurden im 17. Jahrhundert von Antoni van Leeuwenhoek, einem niederländischen Naturforscher, zum ersten Mal beobachtet und beschrieben. Sie kommen in sehr verschiedenen Formen und Größen vor. Auch die Lebensweise dieser kleinen Organismen ist sehr unterschiedlich: einige Bakterien benötigen Sauerstoff zum Leben, andere wiederum sterben in sauerstoffhaltigem Milieu. Cyanobakterien sind sogar zur Photosynthese fähig. Trotz unzähliger schon beschriebener Bakterienarten ist anzunehmen, dass bis zu 99 % aller auf unserem Planeten existierenden Bakterienarten bisher noch nicht entdeckt wurden.
Nanolebewesen im Genom von größeren Lebewesen
Im Genom von Lebewesen leben noch kleinere Nanolebewesen, auch Transposons genannt, die sich im Erbgut vermehren, aber auch sterben können. Diese Nanolebewesen leben in Symbiose mit dem Wirt, welcher den Lebensraum und Energie zur Verfügung stellt. Das Genom des Menschen besteht zu ungefähr 50 % aus Nanolebewesen, diese sind fast ausschließlich Parasiten, und sind für viele verschiedene Krankheiten, wie zum Beispiel Krebs, verantwortlich. Im Genom von Bakterien dagegen sind solche Nanolebewesen äußerst selten, maximal 1% des Bakteriengenoms besteht aus diesen Nanolebewesen (auch REPINs genannt). Im Unterschied zum Menschen scheinen diese genetischen Organismen keine Parasiten zu sein. Aber welche Vorteile bringen sie dann dem Wirt, den sie besiedeln? Diese und weitere aktuelle Forschungsfragen wird Frederic Bertels in seinem Vortrag beleuchten und erläutern.
Frederic Bertels ist Leiter der Forschungsgruppe für „Mikrobielle Molekulare Evolution“ am MPI in Plön. Sie ist der Abteilung für „Mikrobielle Populationsbiologie“ angeschlossen und kombiniert Laborexperimente, bioinformatische Methoden und mathematisches Modellieren, um die Evolution von Bakterien, Viren und symbiontischen Nanolebewesen zu erforschen.
nächste Saison der Abendvorträge im November
Die aktuelle Vortragsreihe geht somit für diese Saison zuende. Eine neue Reihe mit spannenden Vorträgen rund um das Thema Evolutionsbiologie beginnt im November diesen Jahres.
KM