Bundesverdienstkreuz an Diethard Tautz überreicht

5. Mai 2021
Diethard Tautz ist einer der bedeutendsten Evolutionsbiologen Deutschlands. Auf den Gebieten der Evolutionsbiologie, Entwicklungsbiologie, Systematik und Genomik erbrachte er entscheidende Pionierleistungen und hat damit den Weg für bedeutsame wissenschaftliche Erkenntnisse und Methoden bereitet. Besonders herausragend sind seine Verdienste bei der Entwicklung der Technologie zur Analyse von DNA-Spuren und DNA-Profilen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat ihn dafür nun mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet. Es wurde ihm am Dienstag von Ministerpräsident Daniel Günther in Kiel überreicht.

Diethard Tautz wurde 1957 in Glonn bei München geboren und studierte Biologie in Frankfurt am Main und später Tübingen, wo er auch promovierte. Als Wissenschaftlicher Mitarbeiter und dann als Akademischer Rat arbeitete er im Labor von Professor Dr. Herbert Jäckle. Dort erfand er die STR-Methode, die heute weltweit zur Identitätsbestimmung bei Vaterschaftstests und in der Kriminalistik eingesetzt wird.

Die Technologie macht sich zunutze, dass es im Erbgut jedes Individuums typische STR-Sequenzen gibt. Diese kurzen Sequenzen, von denen es mehrere Hunderttausend in der DNA gibt, wiederholen sich bis zu zwanzigmal hintereinander und finden sich in den nicht codierenden Abschnitten der DNA. Die Abfolge der Sequenzen und die Zahl ihrer Wiederholungen sind dabei individuell verschieden, wodurch die Technologie zur Herkunftsbestimmung eingesetzt werden kann.

Nach Professuren in München (1991-1998) und Köln (1998-2007) kam Diethard Tautz im Jahr 2007 als Direktor an das Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie, wo er bis heute die Abteilung Evolutionsgenetik leitet. Er trug wesentlich dazu bei, den damals neuen Schwerpunkt der Evolutionsbiologie national und international auszubauen. Ein entscheidender Ansatz ist für ihn die interdisziplinäre Forschung. So kombinierte er evolutionsbiologische Aspekte mit entwicklungsbiologischen Fragestellungen, was zu neuen Erkenntnissen in beiden Forschungsfeldern führte. Damit beeinflusste er die Entwicklung des Wissenschaftsfelds der evolutionären Entwicklungsbiologie, „Evo-Devo“.

Diethard Tautz war Herausgeber mehrerer wissenschaftlicher Fachzeitschriften und Autor einer Vielzahl von Artikeln. Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit engagierte er sich auch in biologischen Verbänden. So war er Präsident der Deutschen Zoologischen Gesellschaft und Präsident des Verbandes Biologie, Biowissenschaften & Biomedizin in Deutschland. Für seine Forschungsleistungen wurde Diethard Tautz mit einer Reihe von Preisen geehrt. Unter anderem erhielt er 1995 für die Entwicklung des genetischen Fingerabdrucks den „Philip Morris Forschungspreis“, 1998 den „De Snoo – van´t Hoogerhuys – Preis“ für seine Forschungen zur Evolution von Entwicklungsprozessen und 2016 die Karl-Ritter-von-Frisch-Medaille der Deutschen Zoologischen Gesellschaft.

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