Paul Rainey aus Neuseeland wechselt als neuer Direktor an das Plöner Max-Planck-Institut

Neuer Direktor des Max-Planck-Instituts für Evolutionsbiologie in Plön wurde auf dem Gebiet der mikrobiellen Populationsbiologie berufen.

30. Januar 2017
Prof. Dr. Paul Rainey aus Neuseeland ist neuer Direktor am Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie in Plön. Er war bislang Professor am New Zealand Institute for Advanced Studies sowie Leiter des Labors für Genetik und Evolution am Forschungszentrum Ècole Supérieur de Physique et de Chimie Industrielles in Paris (ESPCI Paris-Tech). Nun freuen sich die Leitung sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Plöner Max-Planck-Instituts sehr, dass der hochkarätige Wissenschaftler als neuer Direktor zum 01. Februar 2017 beginnen wird, seine eigene Abteilung aufzubauen.

Die neue Abteilung Mikrobielle Populationsbiologie wird in ihrer Gänze ab Frühjahr 2018 bestehen und sehr vielschichtig arbeiten. Im Wesentlichen sollen anhand von Kleinstlebewesen, wie beispielsweise Bakterien, evolutionäre Prozesse experimentell erforscht werden. Diese experimentelle Evolution ist ein für das Institut besonders interessantes Feld, das den derzeitigen wissenschaftlichen Fokus optimal ergänzt.            „Wir freuen uns sehr, dass es uns gelungen ist, einen so herausragenden internationalen Wissenschaftler für unser Max-Planck-Institut zu gewinnen und somit nach Deutschland und Schleswig-Holstein zu holen“, sagt Arne Traulsen, der Geschäftsführende Direktor der Plöner Forschungsstätte.

Der Forschungsschwerpunkt der Experimentellen Evolution stellt auch eine vielversprechende Fortführung der bahnbrechenden Arbeit Raineys über die Ursprünge von Vielzelligkeit dar. Der Evolutionsbiologe konnte mit seinem Team im Labor die Entstehung vielzelliger Lebewesen in Echtzeit beobachten. So haben sich in ihren Experimenten aus Einzelzellen eines Bakteriums einfache fortpflanzungsfähige Zellverbände entwickelt, die als Vorstufe eines vielzelligen Organismus bezeichnet werden können. Dieser Übergang von einzelnen Zellen zu mehrzelligem Leben und die Mechanismen, die diesen Prozess steuern, sind eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Evolution höherer Lebewesen.

Darüber hinaus möchte sich der Wissenschaftler aber auch mit der Entwicklung dieser mikrobiellen Gemeinschaften beschäftigen. Hier interessieren den Neuseeländer insbesondere die Übertragung des Erbguts von einem Organismus dieses Verbundes in einen anderen, im Gegensatz zu von einer Generation auf die andere, und welche Auswirkungen das auf die Zellgemeinschaft hat. Theoretisch wird dieser sogenannte horizontale Gentransfer als mögliche Erklärung von wichtigen Entwicklungsschritten, wie eben von der Einzelligkeit zur Vielzelligkeit, gesehen.

In Verbindung mit dem Forschungszentrum Ècole Supérieur de Physique et de Chimie Industrielles in Paris (ESPCI Paris-Tech), wo Paul Rainey derzeit noch als Laborleiter arbeitet, möchte er die dort entstandene Millifluid-Technologie am MPI in Plön weiterentwickeln. Die revolutionäre Technologie beruht auf einem Mechanismus, nach dem die verwendeten Proben in Tausende von millimetrischen Tröpfchen aufgeteilt werden kann, wodurch die Zusammensetzung fein kontrolliert wird. Dies kann Rainey auf die Untersuchung von mikrobiellen Populationen und Gemeinschaften anwenden.

Der Forscher selbst empfindet seine Berufung als grosse Ehre und Gelegenheit. „Ohne die grosse Unterstützung aus dem Institut wären die positiven Verhandlungen nicht möglich gewesen. Ich bin hocherfreut, nun als neuer Direktor Mitglied des Max-Planck-Instituts für Evolutionsbiologie zu werden“, meint der Professor. „Ich freue mich auf die Herausforderungen und Chancen, die sich durch den Aufbau der neuen Abteilung und auch die Weiterentwicklung des Instituts ergeben.“ Neben der wissenschaftlichen Arbeit freue er sich aber auch auf die weitläufige Umgebung von Plön und würde die vielfältigen Möglichkeiten zum Laufen, Segeln oder Radfahren in vollen Zügen geniessen.

Paul Rainey wurde in Christchurch, Neuseeland, geboren und studierte Biologie an der University of Canterbury, wo er 1986 seinen Master und nur drei Jahre später seine Doktorarbeit fertigstellte. Direkt im Anschluss ging er für zwei Jahre an die Cambridge University in England. Zwischen 1991 und 2003 bekleidete der nun 54-Jährige verschiedene hochkarätige Stellen an der Universität und anderen Forschungsinstitutionen und Hochschulen in Oxford. 2003 kehrte er zunächst an die Auckland University und schliesslich 2007 als Professor für Evolutionäre Genetik am New Zealand Institute for Advanced Studies nach Neuseeland zurück. Paul Rainey wurde 2011 als Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft und externes wissenschaftliches Mitglied des Max-Planck-Instituts für Evolutionsbiologie ernannt.

Paul Rainey ist ein hoch angesehener Wissenschaftler und auch die Max-Planck-Gesellschaft beschreibt ihn als einen der weltweit prominentesten Vertreter der experimentellen Evolutionsbiologie. Zahlreiche wissenschaftliche Auszeichnungen oder renommierte Mitgliedschaften wurden ihm im Laufe seiner  Forscherkarriere verliehen, darunter die Einstein Professur der Chinesischen Wissenschaftsakademie (Chinese Academy of Sciences, CAS), die Mitgliedschaft der Königlichen Gesellschaft von Neuseeland (Royal Society of New Zealand) oder die Mitgliedschaft der European Molecular Biology Organization (EMBO), der europäischen Wissenschaftsorganisation auf dem Gebiet der Molekularbiologie.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      

PR/KM

Zur Redakteursansicht