Bei schneller Impfkampagne kann ein strikter Lockdown die Entstehung resistenter Viren verhindern
Neues Modell zeigt mögliche politische Strategie auf
Die COVID-19-Pandemie führte weltweit zu einer nie da gewesenen Reaktion in Form von Social Distancing und Lockdown. Die größte Hoffnung ruht derzeit auf der weltweiten Impfung gegen das Virus. Dabei geht man davon aus, dass die sozialen und wirtschaftlichen Aktivitäten allmählich wieder verstärkt werden können, wenn mehr und mehr Menschen geimpft sind. Eine Lockerung des Social Distancing in Verbindung mit einem erhöhten Selektionsdruck auf das Virus durch die Impfung führt allerdings wahrscheinlich zur Entwicklung von Impfstoffresistenzen. Wissenschaftler der Harvard Universität haben gemeinsam mit Wissenschaftlern aus Israel und dem Plöner Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie ein Modell dafür untersucht, wie man diesen Effekt vermeiden könnte.
Die Forscher analysierten die evolutionäre Dynamik des Corona-Virus in Abhängigkeit von den Faktoren Intensität des Social Distancing und Schnelligkeit der Impfkampagne. Dafür werteten sie Daten aus Israel, den USA, Brasilien, Frankreich und Deutschland aus und berechneten so die Wahrscheinlichkeit des Auftretens eines impfresistenten Virus unter bestimmten Bedingungen.
Welche Politik würde also die Wahrscheinlichkeit resistenter Viren minimieren?
Bei langsamen Impfraten ist das Auftreten von impfresistenten Mutanten nach den Berechnungen der Forscher unvermeidbar. Das Virus bekommt auf diese Weise ausreichend Zeit und Gelegenheit, sich weiterzuentwickeln und Mutationen können sich so gut durchsetzen. Bei schnellen Impfkampagnen (wie sie z.B. in Israel durchgeführt wurden) kann das Auftreten von Resistenzen unter Umständen vermieden werden, nämlich dann, wenn währenddessen ein strikter Lockdown aufrecht erhalten wird. Dadurch sinkt die Anzahl der Infizierten und damit die Größe der Viruspopulation. Die so reduzierte Population produziert weniger Mutationen, so dass die Wahrscheinlichkeit für neue Varianten, die sich in der geimpften Bevölkerung durchsetzen, erheblich reduzieren kann.
Die Forscher hoffen, mit diesen Ergebnissen Leitlinien zur Verfügung zu stellen für eine kombinierte Politik aus Impfkampagnen und Social Distancing, die die Wahrscheinlichkeit des Auftretens resistenter Mutanten minimieren würde, für aktuelle und auch zukünftige Impfkampagnen.