Wilde Hausmäuse und ihre geheimen Liebesleben: Kämpfer oder Charmeure?
Neue Forschung, veröffentlicht im Journal of Animal Ecology, enthüllt das überraschend komplexe Liebesleben männlicher Hausmäuse. In einer Studie des Max-Planck-Instituts für Evolutionsbiologie zeigen Forschende: Wenn es um die Partnersuche geht, setzen Mäuse auf zwei ganz unterschiedliche Strategien. Einige verteidigen entschlossen ihr Revier – und die Weibchen darin. Andere geben sich gelassen und streifen umher, immer auf der Suche nach einem schnellen Flirt.

Auf den Punkt:
- Territoriale Mäuse verteidigen Nester: Manche Männchen bauen sich ein Revier auf und bewachen es – besonders dort, wo sich Weibchen aufhalten.
- Streuner suchen Gelegenheiten: Andere Männchen wandern umher und versuchen, Weibchen außerhalb von Revieren zu erobern.
- Viele wechseln die Strategie: Je nach Alter, Körperkraft und sozialem Umfeld passen sich die Männchen flexibel an.
- Große Mäuse können besser verteidigen – aber nicht immer: Schwere Männchen haben meist bessere Chancen im Revierkampf. Doch wenn Konkurrenz stark ist oder Weibchen fehlen, ziehen auch sie lieber umher.
Nicht nur Strategie – auch Persönlichkeit spielt mit
Das Forschungsteam um Fragkiskos Darmis, Anja Günther und Alexandros Vezyrakis beobachtete 244 wilde Hausmäuse in großen Gehegen – fast ein Jahr lang, über ihr ganzes Leben. Dabei zeigte sich: Ob eine Maus kämpft oder flirtet, hängt auch vom Charakter ab. Manche sind von Anfang an echte Revier-Typen, andere bleiben lieber auf Wanderschaft.
Nicht alles ist genetisch vorbestimmt
Ein spannender Befund: Die Strategien sind nicht fest in den Genen verankert. Stattdessen passen sich die Männchen an ihre Lebensumstände an – ein Prinzip, das Biologen als „das Beste aus einer schlechten Lage machen“ kennen. Wenn ein Revier nicht zu gewinnen ist, wird das Herumstreifen zur cleveren Alternative.
Und wer hat mehr Erfolg?
Revier-Männchen haben oft mehr Nachwuchs – aber es ist anstrengend. Revier verteidigen bedeutet Kämpfe, Verletzungen und Stress. Streuner zeugen seltener Junge, sind aber vor allem dann erfolgreich, wenn viele Rivalen unterwegs sind. Am Ende können beide Taktiken zum gleichen Erfolg führen – nur auf unterschiedlichen Wegen.
Nicht Köpfchen, sondern... Testikel?
Ein kleines Extra-Detail: Streunende Männchen haben größere Hoden. Das könnte bedeuten, dass sie mehr in Spermien investieren – für den schnellen Erfolg bei kurzen Begegnungen. Also nicht nur das Verhalten ist unterschiedlich – auch der Körper passt sich an.
Was zeigt die Studie?
Hausmäuse nutzen flexible Paarungsstrategien, abhängig von ihrer Persönlichkeit, ihrem Körper und ihrem Umfeld. Die Wahl zwischen Kämpfen oder Wandern verändert ihren Lebensweg – manche leben länger, andere riskieren mehr.
Die Ergebnisse zeigen: Auch kleine Mäuse treffen komplexe Entscheidungen über Liebe, Leben und Nachkommen.